Wie beschreibt man ein „Ich“, das heute so anders ist als vor 20 Jahren? Wie beschreibe ich „mich“, wenn es hier auf dem Blog um die Erkenntnis des „Nicht-Selbst“ geht? – Keine Ahnung, ich probier’s einfach.

_1030800 rechteck 72dpiAls ich 1993 in Nepal das erste Mal mit dem Buddhismus in Kontakt kam, hatte ich das Gefühl „Ich bin angekommen“. In dem 10-tägigen Einführungskurs im Kloster Kopan hörte ich von der Nonne Robina Courtin immer wieder auf sehr lebendige und eindringliche Weise den Begriff „attachment“ – Anhaftung.

„Anhaftung, Anhaftung, Anhaftung: Das ist die Ursache allen Leidens.“ Ohne dass ich genau verstand, worum es dabei ging, war ich mir doch ganz sicher, „Ja, das hier ist ein Ansatz, wie man ein grundsätzliches Ende des Leidens mitten im Leben finden kann“.

Immer trieb mich die Sehnsucht an, „zu wachsen und zu reifen“. Daraus wurde in den Jahren ein zweifacher Weg. Auch wenn mir schon früh klar war, dass es eine grundsätzliche Freiheit nur auf der spirituellen Ebene geben kann, erkannte ich auch, dass das Wachsen und Reifen auf der psychologischen Ebene absolut notwendig war (und manchmal noch ist), um innerlich offener, weicher, freier, empathischer und lebendiger zu werden.

Über die Jahre veränderten sich mein spirituelles Verständnis und meine Praxis immer wieder. Ich besuchte Seminare, las Bücher, ging zu einem längeren Retreat nach Burma, lebte für einige Zeit im Intersein-Zentrum in der Tradition von Thich Nhat Hanh, und ging letztlich doch meinen eigenen Weg, der zu einer Verbindung von Buddhismus und Advaita wurde.

Das Verstehen von Begriffen wie „Leerheit“, „Nicht-Selbst“ und „reines Bewusstsein“ vertiefte sich, um dann wieder im Sumpf der Anhaftung an die eigene Gedankenwelt zu verschwinden. Nicht nur einmal war dann wieder psychologische Arbeit angesagt. Insbesondere in der Beziehung mit meiner Frau Ute Niemann – in der wir uns zum spirituellen Wachsen zusammen gefunden hatten – traten ungute alte Verhaltensmuster zu Tage, die sich nur langsam veränderten und ihre Kraft verloren.

Der Raum für das spirituelle Verstehen wurde immer größer und durch eine intensive Praxis wurde aus theoretischen Worten wie „Nicht-Selbst“ und „reines Gewahrsein“ ein unmittelbares Erleben. Ich bin ganz sicher nicht „fertig“ oder gar „erleuchtet“. Aber das Erleben, dass „ich“ als Person letztlich nicht der Erlebende, und damit auch nicht der Erleidende bin, bringt doch eine nie da gewesene Freiheit mit sich.

Deshalb folge ich jetzt dem schon lange gehegten Wunsch, etwas von dem, was ich als hilfreich angesehen habe (und noch ansehe), weiterzugeben. Dabei geht es nicht um „den“ spirituellen Weg. Es gibt ganz sicher viele gute Wege. Aber aus meiner Sicht beinhalten die Lehren des Buddha und der Non-Dualität in ihrer Essenz die entscheidenden Hinweise, um zu einem Leben ohne Leiden zu gelangen.

Alles Liebe,
Ingo

Wenn du noch mehr über mich wissen willst

Ich bin 1968 geboren und habe nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre 5 Jahre im Controlling eines internationalen Unternehmens gearbeitet. Das war eine schöne Zeit, aber mehr Beruf als Berufung.

Während eines Sabbaticals verbrachte ich u. a. fünf Monate in einem Kloster in Burma und arbeitete für knapp drei Monate in einem Hospiz in der Pflege und Begleitung Sterbender.

Danach verließ ich meinen Arbeitsplatz und folgte meinem Herzen: ich begann, eigene Angebote zu machen, wie wir mit weniger Stress und Leiden leben können. Und wie wir Zugang zu unserem authentischen Selbst finden.

Schwerpunkte meiner Selbständigkeit waren zunächst Vorträge und Seminare unter der Überschrift „Achtsamkeit – Empathie – Selbstfürsorge“, besonders für Hospizgruppen. Parallel dazu war ich für einige Jahre in der Begleitung Sterbender und Trauernder tätig.

Danach veränderte sich mein Schwerpunkt hin zu Seminaren in achtsamer und gewaltfreier Kommunikation – zusammen mit meiner Partnerin Ute Niemann. Daraus haben wir dann einen eigenen Beratungsansatz für Paare entwickelt und bieten seitdem eine 2-tägige Intensiv-Paarberatung in Heidelberg an.

Nachdem ich eine zeitlang versucht habe, Psychologie und Spiritualität in einem umfassenden Ansatz anzubieten, erscheint es mir jetzt sinnvoller, sie getrennt anzubieten. Deshalb diese Webseite. Daneben ist die Intensiv-Paarberatung weiterhin mein beruflicher Mittelpunkt.

Und: Weißt du jetzt, wer „Ich“ bin?